| Der
Tagebau Ratzenow ist rund 200m tief und erstreckt sich in
der Länge und Breite über mehrere Kilometer. Der
Tagebau Sailbach ist rund 120m tief. Aus beiden Tagebauen
wird mit Hilfe von Schaufelradbaggern, Absetzern,
Schwerlastkraftwagen, Bandanlagen und großen
Hydraulikbaggern Kohle verschiedener Qualitäten
gewonnen. Die Kohle wird mit großen Gurtförderanlagen
und über verschiedene Bunker in die beiden Kraftwerke
gefördert und dort zu Elektrizität veredelt. Teile des
Abraumes bestehen aus hochwertigen Tonen, Kiesen oder
Sanden die eigens aufbereitet und vermarktet werden. Auf
einer alten Kippe, der Restkippe Böller, betreibt das
Unternehmen einen Freizeit- und Abenteuerpark. |
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<= Tagebau
und Kraftwerke |
| Auf das
Revier verteilt arbeiten rund 5000 Menschen: Bergleute,
Elektriker, Schlosser, Markscheider, Buchhalter,
technische Zeichner, Systemadministratoren,
Kraftfahrzeugschlosser, Feinmechaniker, Piloten,
Feuerwehrleute, Sanitäter, Pförtner, Raumpfleger,
Kauenwärter, Ingenieure, Chemielaboranten, Archäologen,
Journalisten, Programmierer, Germanisten, Kaufleute,
Juristen, Tiefbohrmeister, Chauffeure, Köche, Lehrer,
Hausmeister, Rechnungsprüfer, Wirtschaftsprüfer,
Seelsorger, Ärzte, Vorstandsassistenten, Trainees,
Förster, Jäger, Auszubildende, Liegenschaftsverwalter,
Geologen, Betriebsräte, Mineralogen, Baggerfahrer,
Baggerführer, Fernmeldetechniker, Archivare,
Übersetzer, Pressesprecher, Internetdesigner,
Qualitätsbeauftragte, Agrarökonomen,
Betriebswirtschaftler, Gabelstaplerfahrer,
Besucherführer, Schornsteinfeger, Maurer, Gärtner,
Unternehmensberater, Geographen, Sicherheitsbeauftrage,
Vermesser, Starkstromelektriker,
Verwaltungsfachangestellte, Bodenprüfer, Kinderbetreuer,
Animateure, Schweisstechniker, Glaser, Strassenbauer,
Raumplaner, Gleisbauer, Lokführer, Tunnelbauer,
Kammerjäger, Entsorger, Kraftwerkstechniker,
Ausbildungsleiter, Aufsichtsräte, Designer,
Krankengymnasten, Parkplatzwächter, Securityfachleute;
Klimaforscher, Bienenzüchter, Schwimmlehrer,
Architekten... |
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<= die
Belegschaft |
| Diese und
noch viel mehr Berufs- oder Tätigkeitsfelder müssen
harmonisch und koordiniert mit Leben gefüllt werden,
sodass das Revier zuverlässig Kohle fördert und Strom
produziert. |
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| Die
Aktionen einzelner Menschen müssen möglichst
reibungslos ineinandergreifen. Hierzu ein Beispiel: |
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<=
Notwendigkeit von Wissensarbeit |
| Die
Rechtsabteilung erarbeitet in Abstimmung mit
verschiedenen Vertretern technischer Fachabteilungen
sowie des Einkaufes und einiger Finanzabteilungen eine
betriebsinterne Anweisung zur Umsetzung einer EU-Vorgabe
zur Handhabung und Verwaltung von Gefahrstoffen. Es muss
nun überprüft werden, welche bestehenden Dokumente
hiervon betroffen sind, sodass der einzelne Mitarbeiter
im laufenden Betrieb nicht mit widersprüchlichen
Anweisungen konfrontiert wird. Das aber kann sehr schnell
passieren: |
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<=
Anweisung zur Handhabung von Gefahrstoffen muss
in Anlehnung an EU-Vorgaben geführt werden. |
| Über die
Jahrzehnte hinweg sind betriebsinterne Anweisungen in
Form kleiner, handlicher Hefte an Mitarbeiter verteilt
worden. Es gibt Anweisungen zum Verhalten im Brandfalle
in enem Kohlenbunker, Anweisungen für das Spleissen von
Stahlseilen, Anweisungen für das Vulkanisieren von
Gurtbändern, Anweisungen zur Wiederinbetriebnahme einer
Tauchmotorpumpe nach einem Stromausfall, Anweisungen zum
Abschleppen Radladern und so weiter. |
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<= betriebsinterne
Anweisungen müssen darauf überprüft werden,
ob sie von neuer EU-Norm betroffen sind. |
| In jeder
dieser Anweisungen kann explizit oder implizit ein
Gefahrstoff angesprochen sein: zum Vulkanisieren von
Gurten werden Chemikalien eingesetzt und für
Brandbekämpfungsmaßnahmen müssen Löschmittel an
verschiedenen Orten vorgehalten werden. |
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| Wie kriegt
man nun heraus, in welchen Anweisungen Gefahrstoffe
angesprochen sind? Gibt es eine zentrale Übersicht über
alle betriebsinternen Anweisungen? Oder pflegt jeder
Tagebau und jedes Kraftwerk seine eigene Anweisungen?
Pflegen vielleicht auch verschiedene dezentrale
Werkstätten eigene Anweisungen? Wenn muss man alles
Fragen, um einen Überblick über alle Anweisungen zu
erlangen? |
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<= In
welchen Anweisungen sind Gefahrstoffe angesprochen? |
| Und: was
ist überhaupt alles ein Gefahrstoff? Wenn Gefahrstoffe
nämlich nicht nur nach ihrer chemischen Zusammensetzung
sondern z. B. auch nach ihrer Verwendung klassifiziert
werden, wie kriegt man dann noch heraus, wie welche
Stoffe von wem wann benutzt werden? Ist Wasser nach der
neuen EU-Vorgabe ein Gefahrstoff, wenn es in offenen
Leitungen mit einem Druck von 7bar durch begehbare
Gebäude geführt wird? Falls ja, ist es auch ein
Gefahrstoff, wenn die Leitungen durch Mauern geführt
werden? Ab wieviel Millimeter Dicke darf man von einer
Mauer reden? Zählt der Putz schon zur Mauerdicke? Wie
erlangt man einen Überblick über alle Rohre des
Reviers, wozu sie benutzt werden, und welcher Druck in
ihnen herrscht? Genügt es bei der Betrachtung von
Rohrleitungen die üblichen Betriebsdrücke zu
berücksichtigen oder müssen auch Not- und Sonderfälle
berücksichtigt werden? Durch welche ungewöhnlichen
Betriebszustände könnte der Druck in einer normalen
Wasserleitung mit einem Druck von 2bar kurzfristig (wie
lange ist kurzfristig?) auf über 7bar ansteigen? Auf
wieviel bar maximal? |
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<= Was ist
ein Gefahrstoff? |
| Und was
ist eigentlich in der alten aber noch gültigen Anweisung
aus dem Jahre 1973 (alle Verfasser sind längst in Rente)
damit gemeint, dass "alle Schmierfix Patronen
aufgrund der Puffgefährdung im Rostkeller aufbewahrt
werden müssen"? Wie heisst Schmierfix heute? Was
ist eine Puffgefährdung? Wo ist der Rostkeller? Wer kann
etwas dazu sagen? |
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| Man sieht,
wie man vom Hölzchen auf Stöckchen kommt. Wo aber darf
man mit der Betrachtung immer neuer Details abbrechen?
Wer kann beantworten, ob man tatsächlich solche absurden
Dinge wie den maximal zu erwartenden Druck in einer
normalen Brauchwasserleitung in Erfahrungen bringen muss?
Was war noch einmal die ursprüngliche Frage? Wer wollte
das eigentlich wozu wissen? Wenn ich jetzt einfach nichts
mehr tue, merkt das überhaupt jemand? |
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<= Vom
Hölzchen aufs Stöckchen |
| Man stelle
sich jetzt einmal vor, dass ein einzelner Mensch
verantwortlich gemacht wird für die Umsetzung der
EU-Vorgabe zur Handhabung von Gefahrstoffen! Wie soll
dieser Mensch vorgehen? Soll er persönlich alle 283
offiziell verzeichneten Gebäude des Unternehmens
inspizieren und jeden Menschen nach Anweisungen fragen
den er trifft? Sollte er besser eine E-Mail "an
alle" verschicken, wohlwissend, dass nur etwa 11%
aller Mitarbeiter überhaupt regelmäßig E-Mail Konten
benutzen? Genügt es, wenn er ein Anschreiben an die
Direktoren der 7 Betriebsdirektionen richtet? |
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<= wie
soll man vorgehen? |
| Die Arbeit
wird umso schwerer, je dezentraler die Ansprechpartner
verteilt. Es ist praktisch unmöglich, jeden Außenposten
im Revier selbst aufzusuchen oder sogar nur
anzutelefonieren. Sehr viel einfacher wäre es hingegen,
wenn man sicher wäre, dass die Verwaltung von
betriebsinternen Anweisungen zwar organisatorisch
denzentralisiert wurde, dass aber alle zuständigen
Abteilungen in einem Gebäude der Hauptverwaltung sitzen.
Man könnte dann mit sehr viel weniger Zeitaufwand alle
Abteilungsleiter oder zuständigen Personen persönlich
ansprechen. |
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| Aber
selbst in einer computerisierten Netzwerklandschaft
spricht einiges für eine Zentralisierung. Vielleicht
liegen ja inzwischen alle Anweisungen in digitaler Form
vor. Wie aber finde ich sie? |
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<=
Computereinsatz |
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