Verschmelzung von Individuen
- eine Metapher -

   
Die folgenden Skizzen sollen den Begriff der Endomorphose versinnbildlichen.

Jedes Tierchen kann für sich überlebenIn einer hypothetischen Ursuppe leben Individuen verschiedener Arten. Jedes der Tiere hat seine eigene Überlebensstrategie um sich etwa gegen Freßfeinde zu schützen oder selbst andere Tierchen zu fangen. Manche haben vielleicht Photorezeptoren, andere können bestimmte chemischen Stoffe "riechen", andere können sich mit Hilfe von Häärchen fortbewegen und so ist jeder auf seine Weise recht gut auf das Leben in der Ursuppe angepasst. Eine solche Vielfalt an Überlebensstrategien findet man zum Beispiel im Meeresplankton, wo noch heute Ein- und Vielzeller die wunderlichsten Körperformen ausgebildet haben.

  Im Kosmos gibt es eine Tendenz hin zu höherer Komplexität...Animation zum philosophischen Hintergrund dieser Internetseite
Gemeinsam ist man erfolgreicher: KooperationNun entdecken die kleinen Tierchen, dass man mit Hilfe einer kooperativen Arbeitsteilung erfolgreicher sein kann, als wenn jeder für sich und gegen jeden kämpft: man schließt sich zu einer Kolonie oder Gesellschaft zusammen: der kann stechen, der andere besonders gut Licht wahrnehmen, wieder ein anderer konzentriert sich ganz auf seine Fähigkeit zu "riechen" oder für die Bewegung der Kolonie zu sorgen. Arbeitsteilung wird aber nur dann zum Nutzen, wenn gleichzeitig der "overhead", die Gemeinkosten, der Einzelindividuen gesenkt werden können. Die Einzeltierchen geben also etwas von ihrer persönlichen Kompetenz preis. Das Tierchen ganz unten etwa kümmert sich jetzt nicht mehr selbst darum, in welche Richtung sich die Kolonie bewegen soll, sondern vertraut darauf, dass es vom "Kopf" schon die richtigen Anweisungen bekommt.   Der Effekt der soziointegrativen DegenerationStanislaw Lem beschreibt diesen Effekt auf ironische Weise anhand von Armeen
Der Netto-Effekt hiervon ist also, dass jedes Individuum in dem Maße wie die Gemeinschaft funktionieren soll, an eigener Autarkie und Kompetenz abgibt, zumindest in einer anteiligen Betrachtung.

  Evoluiierende Waffen auf dem Mond: Varianten von EvolutionenStanislaw Lem nennt dies in seinem satirischen Buch "Peace on Earth" "sociointegrational degeneration".
Ein neues Individuum ist entstandenDas Endstadium dieser Entwicklung ist, dass die Eigenständigkeit der ursprünglichen Individuen vollständig unkenntlich wird. Und das, obwohl sich die Individuen ursprünglich sozusagen freiwillig zusammenschlossen und ihr eigenes Glück vom Glück der Gemeinschaft abhängig machten.

Als in den 1970iger Jahren Lynn Margulis und Dorion Sagan die These der Endosymbionten populär machen, sollte es fast 20 Jahre dauern, bis die wissenschaftliche Gemeinde bestätigen konnte, dass manche Bestandteile moderner Zellen tatsächlich einmal eigenständige Mikroorganismen gewesen sein könnten.

  Zitat aus Conrads Kurzgeschichte "An Outpost of Progress"Joseph Conrad (1896) über die Abängigkeit menschlicher Individuen vom Gemeinwesen.

Die Erde als ein LebewesenVoller Buchtitel "Leben" von Lynn Margulis und Dorian Sagan, Verbreiter der "Gaia-Metapher"

Rasterfahndung, innere und äußere Sicherheit, persönliche Freiheit...Gibt in der bedrohten offenen Gesellschaft das Individuum zwangsweise Autarkie an die Gesellschaft ab

Die neuronale Intelligenz von Unternehmen: Der Mitarbeiter als Neuron...Der Mensch als Zelle in einer "neuronalen Firma"?

Das letzte Stück individueller Freiheit wird dann aufgegeben, wenn sich alle Bestandteile eines Organismus eine gemeinsame Erbinformation teilen. Dies beschreibt Richard Dawkins sehr eindringlich anhand vieler Beispiel aus der Biologie.

  Gene: der gemeinsame Ausgang in die ZukunftRichard Dawkins Bestseller "Das Egoistische Gen"
Was aber würde das für die jetzige Situation menschlicher Gesellschaften in einem ökonomischen Umfeld bedeuten?

   
Ist es denkbar, dass auch wir Menschen einmal zu Endosymbionten grosser Firmen werden könnten? Und ist es denkbar, dass es in der Zukunft einmal Firmen geben wird, die sich gemäß evolutionärer Optimierungsstrategien durch Vermehrung optimieren und nicht über alle Grenzen wachsen wollen?

  Aktien als Gene? Firmen als Individuen? Investmentfonds als Arten?Die Genetisierung der Wirtschaft: Evolutionäre Ökonomie
Und könnte es einmal so weit kommen, dass sich genetische-evolutiv fortpflanzende Unternehmen die genetische Information von Menschen quasi einverleiben? Es ist doch denkbar, dass neben Informationen über die Kommunikationsstruktur eines Unternehmens oder des organisationalen Aufbaus auch Information über die jeweils optimale genetische Zusammensetzung der gewünschten Mitarbeiter in Abhängigkeit von ihrer spezialiserten Aufgabe abgespeichert werden.

   
Wenn dann ein neues Unternehmen auf Grundlage dieser genetischen Information "geboren" werden soll, dann vergibt es vielleicht ganz am Anfang auch den Auftrag, die entsprechend benötigten Menschen zeitgerecht zu erzeugen (Horrorvision!).

   
Möglicherweise werden Unternehmen einmal passende Menschen für bestimmte Aufgaben genauso anfordern können, wie heute tierische Körper ebenfalls ständig in sich neue Zellen produzieren und das folgende Bild käme dann der Wahrheit vielleicht nahe:   Kybernetisches über den Menschen im 3. JahrtausendDer Autor Joel de Rosnay sieht in seinem Buch "Homo Symbioticus" die Entwicklung eher positiv

Funktionsreduzierte Mensch (Kanalmolch) pflegt vernetzte Gehirne

  Drei Produkte menschlicher Evolution:

1. vernetzte Gehirne
2. gollumoids (
Menschen werden zu funktionsreduzierten Spezialgeschöpfen)
3. "echte" Menschen

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