Chronik einer Endomorphose, 30.10.2002 Albert Einstein |
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"Ferner scheint mir in Deutschland das Übel nicht in einer Hypertrophie des Produktionsapparates zu liegen, sondern in der mangelnden Kaufkraft eines großen Teiles der Bevölkerung, der durch die Rationalisierung aus dem Produktionsprozeß ausgeschaltet worden ist." | <= mangelnde Kaufkraft als Grundübel? | |
"Natürliche Mittel
zur Beseitigung der Übelstände sind nach meiner
Meinung: 1. Nach Berufszweigen abgestufte, gesetzliche Verringerung der Arbeitszeit zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit, in Verbindung mit Fixierung der Minimallöhne zur Regulierung der Kaufkraft der Massen gemäß der verfügbaren Warenproduktion." |
<= Verringerung der Arbeitszeit als Lösung? | |
"Ich sehe das Grundübel in der fast unbeschränkten Freiheit des Arbeitsmarktes in Verbindung mit den außerordentlichen Fortschritten der Produktionsmethoden. Um das bei den heutigen Bedürfnissen Nötige zu produzieren, braucht man lange nicht alle verfügbarenArbeitskräfte. Daraus entsteht Arbeitslosigkeit und ungesunde Konkurrenz zwischen den Arbeitnehmern, ferner aus beiden Gründen Verringerung der Kaufkraft und damit eine unerträgliche Drosselung des ganzen Kreislaufs der Wirtschaft." | <= Freier Arbeitsmarkt als Grundübel? | |
Diese Worte wurden wahrscheinlich um das Jahr 1930 - sicher aber vor 1934 - von dem Physiker und Begründer der Relativitätstheorie, Albert Einstein, geschrieben (Albert Einstein: Mein Weltbild. Ullstein Bücher, West Berlin, 1955). | <= Geschrieben um 1930 | |
Man meint fast, Einstein würde die heutigen Zustände beschreiben. In etwas andere Worte verpackt würde seine Einschätzung heute, im Jahre 2002, unter den verschiedenen Vorschlägen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage nicht im Geringsten auffallen. | <= Immer noch aktuell | |
Der Eindruck, dass einige
Grundmechanismen menschlichen Zusammenlebens recht
zeitlos und allgemeingültig zu sein scheinen drängt
sich auch beim Lesen anderer Bücher auf. Zu nennen
wären hier zum Beispiel die "Politik" von
Aristoteles aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert, die
"Utopia" von Thomas More aus dem Jahre 1516,
Friedrich Engels Werk "Zur Lage der arbeitenden
Klasse in England" ![]() |
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Immer wieder hat man den Eindruck, als gäbe es Grundmuster menschlichenVerhaltens und sozialer Erscheinungen die nahezu unabhängig von konkreten technischen oder kulturellen Entwicklungsständen sind. | ||
Im Hinblick auf die sich abzeichnenden Möglichkeiten einer genetischen oder biotechnologischen Umgestaltung von Menschen scheint mir diese Sichtweise durchaus relevant. Aus mehreren Gründen. | <= Aktueller Bezug | |
Zum Einen scheint der einzelne Mensch durch wirtschaftliche Not zu fast jeder Handlung gezwungen werden zu können. Der etwas zu Essen zu bekommen oder der Trieb für seine Kinder zu sorgen ist letztendlich und verständlicherweise stärker als jeder ethisch-humanistisch begründbare Verhaltenskodex. Wenn also die wirtschaftliche Lage von Menschen nur anhaltend und ausreichend schlecht ist, dann werden diese Menschen zum willfährigen Objekt fremder Interessen. | <= Wirtschaftlicher Druck schafft
persönliche Zwangslage. ![]() |
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Zum anderen sind es aber auch Phänomene die nicht unbedingt direkt mit sozialen oder wirtschaftlichen Entwicklungen assoziiert werden, die als allgemeingültige Grundmuster akzeptiert werden könnten. Die Gesetzmäßigkeiten genetischer Evolution und neuronaler Informationsverarbeitung scheinen mir darunter zu fallen. | ![]() |
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Wer also über die nächsten
Jahrzehnte nachdenken möchte, der sollte nicht nur auf
die kurzatmige Entwicklung der Börse, aktuelle
politische Geschehnisse im Nahen Osten oder unmittelbar
greifbare technologische Entwicklungen betrachten.
Vielmehr bietet die Betrachtung weit verstreuter
Kenntnisbereiche wie die Biologie, die Philologie, die
Theologie, die Physik oder die Geschichte eine Ahnung von
beständigen Gesetzmäßigkeiten, die den Fortgang der
Dinge bestimmen. Ein solcher Versuch sind diese ![]() |
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