Das Weltbild der
klassischen Physik |
Skizzen und Animationen zur Quantenphysik | |||
Verläßt man heute die Schule, ganz gleich mit welchem Abschluß, nimmt man in der Regel das Weltbild der klassischen Physik mit ins weitere Leben. Das heißt, man darf dann glauben, für jede ausreichend genau dargestellte Situation in der Realität gäbe es Formeln zur Vorausberechnung der weiteren Entwicklung. So gibt es Formeln die uns genau sagen, wie schnell ein aus einem Flugzeug geworfener Stein nach zwei Sekunden ist und welche Strecke er bis dahin zurückgelegt hat. Es gibt Formeln zur Vorhersage von Sonnenfinsternissen, Formeln zur Beschreibung der Ausbreitung von elektromagnetischen Feldern und Formeln zum Berechnen der Flugbahn von Mond- und Marsraketen. | Klassische Mechanik: alles ist sauber über Formeln geregelt. Buchtipp: Physik Lehrbuch mit erkenntnistheoretischen Kommentaren |
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Die Grundpfeiler
der klassischen Physik (bis etwa 1910 anerkannt):
Einige Zitate aus Platons Werken, die erkennen lassen, dass er bereits das Kausalprinzip erkannt hatte und es (kritisch) hinterfragte. |
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All diese Formeln gestatten kein Wenn und Aber, sie funktionieren einwandfrei. Jede Formel liefert stets ein exaktes Ergebnis und dies wird in der Realität so auch eintreffen. Ansonsten waren entweder die Ausgangsdaten oder die Formel falsch. Ein aus der Ruhelage fallengelassener Stein wird nach einer Sekunde bei einer Erdbeschleunigung von 10m/s2 im luftleeren Raum immer genau 5m zurückgelegt haben und nicht manchmal 4m und manchmal 6m. Ein freier Wille hätte hier keinerlei Gestaltungsfreiraum. | Sucbegriffe zum Thema deterministische
Weltbilder:
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Das Bild links zeigt einen Ausschnitt aus einem abgeschlossenen Raum, in dem Stahlkugeln umherfliegen. Die Bahn der Kugeln folgt fest Naturgesetzen: Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel. Und eigentlich müßte es möglich sein, die Bahn des Balles für Jahrtausende, ja bis in alle Ewigkeit, im voraus zu berechnen. | "Schwarmwelt"
der klassischen Physik Laplace (1749-1827) ersann einen Dämon, der den Gang der Welt vorherberechnen können müsste. |
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Auch dieses Geschehen befriedigt ganz unser Gefühl von Gesetzmäßigkeit: Die Kugeln tun genau das, was man von ihnen erwartet. Man hat nicht den Eindruck, dass hier irgend etwas "Übernatürliches" oder "Zufälliges" passiert. | <= Pendelstoß als Beispiel für Naturgesetzlichkeit | |||
Es gibt zwar auch Bereiche in denen uns die physikalischen Formeln nicht allzusehr weiterhelfen. Aber dies, so die klassische Physik, hat eher berechnungspraktische denn fundamentale Gründe. Zur Erstellung von Wettervorhersagen genügt es nicht, einige thermodynamische Grundgesetze auf das Gas anzuwenden, das unsere Atmosphäre ist. Viel zu kompliziert ist die Oberflächenform der Erde, viel zu schwankend die Sonneneinstrahlung und viel zu groß die Datenmenge die erfasst und berechnet werden müsste. Könnte man aber alle wichtigen Daten auf einen Schlag erfassen und gäbe es einen ausreichend leistungsfähigen Computer, ließe sich wohl auch das Wetter für beliebige Zeiträume vorhersagen. So legt es uns die klassische Physik nahe. Denn aus was sonst außer kleinsten Teilchen die sich nach festen Gesetzen verhalten sollte unsere Welt denn sonst bestehen? | Ein Fachartikel aus dem Jahre 2001 "Ende des Schmetterlingseffekts" zeigt, wie selbst kompliziertes Wettergeschehen vorhersagbar gemacht werden kann. | |||
Da auch wir Menschen und alles andere leztendlich aus nichts anderem zu bestehen scheinen als aus kleinsten Teilchen oder Energie, so ist auch unser Verhalten nichts anderes als die Summe der naturgesetzlich geregelten Bewegungen dieser Teilchen. | Buchtipp: Kurzbeschreibung eines konsequent materialistischen Ansatzes aus dem Jahre 1936 | |||
Seine
"klassischen" Erfolge erzielte das Weltbild
Weltbild seit dem 16. Jahrhundert vor allem auf
eindrucksvolle Weise in der Astronomie.
Die Bewegung der Planeten scheint auf alle Ewigkeit
festen Naturgesetzen zu folgen, egal wie kompliziert
diese auch sein mögen. Kopernikus, Galilei, Kepler,
Newton, Brahe, Leibniz und viele andere Wissenschaftler
legten die berechnungstechnischen Grundlagen dafür, dass
die moderne Ingenieurskunst Maschinen höchster
Zuverlässigkeit bauen kann. |
Keplers Planetengesetz: so bewegen sich unsere Planeten aber auch die Kometen um die Sonne. Das Gesetz gilt uneingeschränkt und immer. | |||
Auf den
Punkt gebracht lautet ein wesentlicher Grundpfeiler der
klassischen Physik: Aus einem bestimmten Zustand kann
immer nur genau ein Folgezustand entstehen. Werfe ich
einen Stein in die Luft, wird er immer wieder nach unten
fallen und nicht vielleicht auch schon einmal nach oben.
Dieses Prinzip wird mit dem Begriff Kausalität
bezeichnet: Alles hat einen Grund, nichts passiert wirklich zufällig oder aus irgend einer Laune heraus. |
Suchbegriffe zum Thema modellhafter Abbildung
von Kausalität:
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Das Bild rechts steht sinnbildlich für
die gesamte Welt, wie sie aus Sicht der klassischen
Physik bestand:
Dieses Weltbild hatte Bestand bis etwa zum ersten Weltkrieg. Erst durch die experimentellen Befunde aus dem Bereich der Mikrophysik häuften sich die Zweifel an der Gültigkeit der oben genannten Prämissen. In den 1920er Jahren dann wurde das Weltbild der klassischen Physik durch die Quantenphysik abgelöst. |
Quantenphysik Sind Raum und Zeit gestückelt: Zenons Paradoxon Die Relativitätstheorie Einsteins kann vollständig im Rahmen der klassischen Physik abgebildet werden, sie ist jedoch mathematisch unverträglich mit der Quantenphysik |
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